Lieferengpässe, fehlende Transportressourcen und geopolitische Konflikte stellen die Supply Chains der Fahrzeugindustrie vor Herausforderungen. Dabei treten häufig mehrere dieser Hürden gleichzeitig auf und betreffen sowohl Fahrzeughersteller als auch ihre Zulieferer. Durch unterschiedliche Beschaffungsstrategien sind jedoch in der Regel nicht alle Unternehmen von geopolitischen Aspekten in gleichem Maße betroffen.
Die Herstellung von Transparenz entlang der Inbound-Supply-Chain durch Datenaustausch innerhalb der Automobilindustrie hilft, diesen Herausforderungen zu begegnen. So können durch die Nutzung verschiedener Datenquellen zuverlässige Informationen über Entwicklungen in der gesamten Supply Chain bereitgestellt werden. Engpässe können von allen Stakeholdern somit besser vorhergesehen und das Bedarfs- und Kapazitätsmanagement entsprechend angepasst werden. Damit werden Supply Chains widerstandsfähiger und können geopolitischen Krisen, Liefer- und Transportschwierigkeiten besser standhalten.
Autor
Jörg Biermann
Partner bei
4flow consulting
Die Kluft zwischen erwartetem Potenzial und Umsetzung
Daher erkennen immer mehr Unternehmen der Fahrzeugindustrie die Relevanz und das Zukunftspotenzial des Datenaustauschs und der Datentransparenz. Dennoch teilen nur sehr wenige ihre Daten mit anderen Akteuren der Branche. Bei den meisten Unternehmen beschränkt sich der standardisierte Datenaustausch auf das Teilen von Nachfragedaten mit direkten Zulieferern. Weitere, detailliertere Daten werden vorwiegend nur in Krisensituationen ausgetauscht, um Engpässe zu überwinden. Der Datenaustausch erfolgt in diesen Fällen meist nur temporär.
Diese Lücke zwischen Wissen um das Potenzial des Datenaustauschs und dessen tatsächliche Nutzung gilt es zu schließen. Neue Marktteilnehmer im Bereich der OEMs und Zulieferer zeigen, dass Datenaustausch gewinnbringend genutzt werden kann – sie setzen ihre IT-Landschaft zeitgemäß neu auf. Etablierte Akteure der Fahrzeugindustrie müssen in größerem Umfang Daten miteinander teilen und neue Methoden und Strukturen entwickeln, um das erwartete Potenzial nutzen zu können.
Vertrauen als Basis für erfolgreichen Datenaustausch
Um sensible Daten mit anderen Unternehmen zu teilen, braucht es gegenseitiges Vertrauen. Um dieses Vertrauen herzustellen, müssen Richtlinien und weitere Standards etabliert werden. Unternehmen der Fahrzeugindustrie sollten jetzt die benötigten Rahmenbedingungen schaffen, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und so einen gewinnbringenden Datenaustausch zu ermöglichen. Nur so können sie das Potenzial der Datentransparenz voll ausschöpfen und ihre Supply Chains auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.