4flow-Trendmonitor

Nachhaltigkeit und Resilienz

Expertenwissen zur Sicherung der Rentabilität – und gleichzeitig ein Schritt zu ökologisch nachhaltigem Wirtschaften

Beobachtung von Trends zu Nachhaltigkeit und Resilienz

Die wachsende Bedeutung grüner Supply Chains

Ökologische Nachhaltigkeit schafft es aufgrund ihrer Auswirkungen unter die Top 5 der wichtigsten Trends. Die Zukunft grüner Lieferketten ist damit unbestreitbar. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Nachhaltigkeitstrends ihre volle Tragweite in nicht allzu naher Zukunft erreichen werden. Die ökologische Nachhaltigkeit, die Energiekrise und der Markt für flüssige Rohstoffe haben im Vergleich zur letzten Bewertung an Aktualität verloren, was auf eine Verschiebung der Prioritäten für Supply Chains hindeutet.

Die Auswirkungen der Energiekrise, die vor allem 2022 in Europa große Sorgen bereitet hatte, sind ebenfalls deutlich zurückgegangen. Expertinnen und Experten blicken optimistisch auf das kommende Jahr – trotz der weiterhin hohen Kraftstoffpreise. Mit Bezug zu Resilienz wurde Supply-Chain-Transparenz als zeitgemäßer eingeschätzt als im letzten Jahr.

Supply-Chain-Transparenz – im Fokus

Betroffene Branchen:

Insbesondere Branchen, in denen der Transport zeitkritisch ist

Betroffene Supply-Chain-Segmente:

Insbesondere (internationaler) Luft- und Seetransport

Sammeln von Informationen zur Risikominderung

Supply-Chain-Transparenz hat zwei Dimensionen. Zum einen bezieht sie sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, die Struktur der eigenen Supply Chain von Anfang bis Ende zu verstehen. Zum anderen geht es um die Fähigkeit, verschiedene Waren oder Produkte im Transit zu verfolgen, um einen klaren Überblick über den Bestand und alle Aktivitäten zu erhalten. Transparenz ermöglicht es den Versendern, den Kundenservice zu verbessern und die Kosten zu kontrollieren – denn die Bestände können während des Transports mit proaktiven Statusaktualisierungen verwaltet, Unterbrechungen begrenzt und das Risiko gemindert werden.

Verwandte Entwicklungen

Gesetzgebung in Europa

2024 werden Zehntausende von Unternehmen durch das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die europäische CS3D (Corporate Sustainability Due Dilligence Directive) zu mehr struktureller Transparenz in der Supply Chain verpflichtet sein.

Transparenz reduziert Herausforderungen

Laut einer von McKinsey 2022 durchgeführten Umfrage gaben Supply-Chain-Führungskräfte, die ihre Supply-Chain-Transparenz ganzheitlich erhöht hatten, mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit an, dass sie keine Probleme mit den Auswirkungen von Supply-Chain-Disruptionen hatten, als diejenigen mit weniger Transparenz.

Facetten des Trends

  • Plattformen für die Supply-Chain-Transparenz
  • Deutsches Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
  • Risikoüberwachung

Dem Trend voraus

Alle Unternehmen und Supply-Chain-Segmente können von einer gesteigerten Transparenz profitieren.
Angesichts des hohen Maßes an Unsicherheit auf dem Logistikmarkt wird die Transparenz der Supply-Chain-Strukturen und -Prozesse
zu einem Schlüsselfaktor für die Gewährleistung der Robustheit und Resilienz von Supply Chains.

Ökologische Nachhaltigkeit – im Fokus

Betroffene Branchen:

Alle Industrien

Betroffene Supply-Chain-Segmente:

Alle Segmente mit Schwerpunkt auf CO2-emittierenden Prozessen

Auf dem Weg zu einer grüneren Logistik

Angetrieben von der Kundennachfrage und von politischen Lenkungseffekten setzen Logistikunternehmen weiterhin auf umweltfreundliche Praktiken in der Supply Chain. Neben der Prozessoptimierung, die der größte Hebel ist, um sowohl Kosten als auch Emissionen zu senken, werden verschiedene Lösungen getestet und umgesetzt. Diese reichen von nachhaltigen Kraftstoffen bis hin zu Lösungen zur Kompensation von CO2-Emissionen in Produktionsanlagen und logistischen Einrichtungen. All diese Lösungen verfolgen das Ziel der Branche, grüner und nachhaltiger zu werden.

Die Geschwindigkeit, mit der dieser Trend einsetzt, variiert je nach Region und Kontinent, ebenso wie die Verfügbarkeit und die Bereitschaft, für nachhaltige Lösungen zu zahlen und sie umzusetzen.

Verwandte Entwicklungen

Steigendes Volumen, sinkende Emissionen

Obwohl das Transportvolumen steigt, berichten viele große Hersteller und Logistikdienstleister von Fortschritten bei der Verringerung der Logistikemissionen. Um die Net-Zero-Ziele zu erreichen, muss die Transportbranche ihre Emissionen bis 2030 noch um 20 % senken.

Ein schwieriges Jahr für den kombinierten Verkehr

Der kombinierte Straßen- und Schienentransport ist ein wichtiger Faktor, um die Transportindustrie grüner zu machen. Dennoch verzeichnete der kombinierte Verkehr in Europa 2022 einen Verlust von 11,7 % der Tonnenkilometer, was dem starken Wachstum der Vorjahre ein Ende setzte.

Druck auf Emissionsziele

Einige politische Parteien wollen den Druck auf die Dekarbonisierungsziele verringern, um steigende Kosten für Bürgerinnen und Bürger zu vermeiden. Die Popularität dieser Parteien nimmt in ganz Europa zu.

Facetten des Trends

  • Nachhaltige Logistikoptimierung (internalisierte Externalitäten)
  • Dekarbonisierung: Null-Emissionen-Logistik/Net-Zero
  • Kreislaufwirtschaft

Dem Trend voraus

Unternehmen sollten Anreize und Vorschriften für grüne und nachhaltige Supply Chains nutzen.
Sie sollten das richtige Gleichgewicht zwischen der langfristigen Sicherung stabiler Energiequellen und der Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit anstreben.

Reshoring und Nearshoring – im Fokus

Betroffene Branchen:

Insbesondere globale Produktionsnetzwerke und pharmazeutische Unternehmen

Betroffene Supply-Chain-Segmente:

Luft-, See- und Straßentransport

Zwischen Risikominderung und Kosteneffizienz

Die jüngsten Supply-Chain-Disruptionen haben eine Debatte über Reshoring und Nearshoring als Risikominderungsstrategien ausgelöst. Unter Reshoring wird die Rückverlagerung eines ursprünglich ins Ausland verlegten Geschäftsbetriebs in das Land verstanden, aus dem der Geschäftsbetrieb ursprünglich stammt. In der EU sind Nearshoring-Initiativen üblich, bei denen in grenznahe osteuropäische Länder investiert wird, da diese von einem gemeinsamen Rechts- und Marktrahmen profitieren. Die jüngste Entwicklung des Friendshoring, d.h. die Verlagerung in ein Land mit guten politischen Beziehungen zum Herkunftsland des Unternehmens, fällt manchmal auch mit dem Nearshoring zusammen.

Verwandte Entwicklungen

Wachsendes Interesse bei Großunternehmen

Reshoring wird von immer mehr Unternehmen geprüft – die Erwähnung von „Reshoring“ in den Finanzberichten der S&P-500-Unternehmen ist im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 128 % gestiegen.

Rückkehr zur Regionalität?

In einer Umfrage von EY gaben 53 % der Industrieunternehmen an, dass sie in letzter Zeit Tätigkeiten in die Nähe verlagert oder rückverlagert haben.

Andere Lösungen in Betracht ziehen

Reshoring ist kein allgemeiner Branchentrend – während einige Unternehmen zurückverlagern, erhöhen andere ihre Sicherheitsbestände.

Facetten des Trends

  • Reshoring, Nearshoring
  • Regionale Diversifizierung
  • Multisourcing

Dem Trend voraus

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass Industrieunternehmen ihre Resilienz und Nachhaltigkeit erhöhen sollten.
Reshoring und Multisourcing können wirksame Maßnahmen sein, um beides deutlich zu verbessern. Dennoch hat Reshoring in der Regel einen hohen Preis.
Ob es ratsam ist, diese Strategien anzuwenden, hängt stark von den betrachteten Supply-Chain-Strukturen ab.

Energiekrise – im Fokus

Betroffene Branchen:

Insbesondere Branchen, die auf energieintensive Tätigkeiten angewiesen sind, wie die Automobilindustrie und die chemische Industrie in Europa

Betroffene Supply-Chain-Segmente:

Alle Segmente

Die Knappheit geht zurück aber die Märkte bleiben volatil

Nachdem die Energie- und Rohstoffknappheit in den vergangenen Jahren im Vordergrund stand, scheint die Entwicklung in diesem Bereich eine positive Wendung genommen zu haben. Die Halbleiterknappheit scheint überstanden und die rasche Übergangsphase zur Abkopplung von der russischen Energieversorgung wurde bewältigt. Dennoch bleiben die Energie- und Kraftstoffpreise hoch.

Die Auswirkungen dieses Trends sind je nach Region unterschiedlich. Während die europäischen Länder negative Auswirkungen der Krise spüren, sind andere Länder weniger betroffen oder profitieren sogar von den Entwicklungen in Europa. Dennoch führt die internationale Verflechtung der Supply Chains weltweit zu indirekten Auswirkungen der Knappheit.

Auch wenn die Energiepreise in Europa hoch sind, wird es noch einige Jahre dauern, bis Unternehmen reagieren und ihre Strategien anpassen, beispielsweise durch die Auslagerung von Tätigkeiten.

Verwandte Entwicklungen

Erst Knappheit, jetzt Überangebot

Die Halbleiterknappheit scheint überwunden zu sein, was zu einem Überangebot als Ergebnis eines Bullwhip-Effekts führt.

Optimismus für den Winter

Nach einem milden Winter 2022/23 sind die Prognosen hinsichtlich der Energieknappheit in Europa für den kommenden Winter optimistisch.

Risiko der Inflation

Die Energie- und Ölpreise reagieren nach wie vor empfindlich auf Disruptionen, was durch die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten unterstrichen wurde. Experten befürchten eine hohe Inflation, sollte sich der Konflikt geografisch ausweiten.

Facetten des Trends

  • Knappheit von Energie und Energierohstoffen
  • Hohe Preise für Energie und Treibstoff
  • C-Teile-Knappheit und Halbleiterknappheit

Dem Trend voraus

Obwohl sich die Lage rund um Energie- und Rohstoffknappheit entspannt hat, sollten Unternehmen die Situation weiterhin aufmerksam beobachten.
Preise und Verfügbarkeiten sind von schwer vorhersehbaren regulatorischen Entwicklungen abhängig.
Die Strategien der Unternehmen für die Beschaffung und die Energieabhängigkeit sollten eine schnelle Anpassung an Veränderungen ermöglichen.

Flüssige Rohstoffe wie LNG, H2, SAF – im Fokus

Betroffene Branchen:

Insbesondere energie- oder treibstoffintensive Branchen

Betroffene Supply-Chain-Segmente:

Straßen-, Luft-, See- und Pipelinetransport

Treibstoff für die Zukunft der Supply Chain

Globale Märkte sind von verschiedenen flüssigen Treibstoffen abhängig, die umfangreiche Logistikprozesse erfordern. Gleichzeitig versprechen synthetische Flüssigkraftstoffe wie SAF (nachhaltiges Flugbenzin) im Vergleich zu erdölbasierten Kraftstoffen mehr Nachhaltigkeit bei stabilen Kosten. Sobald Wasserstoff in der Energiewirtschaft eine größere Rolle spielt, wird die Logistik für flüssige Rohstoffe mehr Aufmerksamkeit erhalten. Für die Bereitstellung solcher Kraftstoffe sind jedoch große Investitionen erforderlich, einschließlich einer Umstellung der derzeitigen Infrastruktur.

Verwandte Entwicklungen

Neue Infrastruktur

Der Krieg in der Ukraine hat europäische Länder dazu veranlasst, die Infrastruktur für den LNG-Import zu überdenken und neue Importterminals zu bauen.

Eine Alternative zu Diesel

Die deutsche Regierung ebnet den Weg für die Zulassung von HVO100 als nachhaltige Alternative zu Dieselkraftstoff für Lkw. DM und DSV starteten ein Pilotprojekt für die Belieferung von Geschäften mit wasserstoffbetriebenen Lkw.

Umweltfreundlicherer Lufttransport

Die EU hat eine Verordnung verabschiedet, nach der Flugzeuge ab 2025 zunehmend mit SAF betrieben werden müssen.

Facetten des Trends

  • 3D-Druck-Materialien
  • LNG-Import und grüner Kraftstoff
  • Übergang zu einer Wasserstoffwirtschaft

Dem Trend voraus

Ermitteln Sie die Höhe der öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur in Ihrer Betriebsregion bzw. Ihren Betriebsregionen,
da sich dies auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit des von Ihnen verwendeten Rohstoffs auswirkt.
Welche Antriebstechnologie ist für Ihre Flotte am sinnvollsten, und welche Nachhaltigkeitsziele können Sie in diesem Bereich erreichen?


Autoren

Holger Clasing

Vice President und Head of Strategy Practice
4flow consulting

 

Wendelin Gross

Head of
4flow research

 

Gero Holzheid

Supply Chain Scientist
4flow research

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