Blog | 27. Mai 2024

Der Weg zu einem resilienzbasierten Ansatz für das Supply-Chain-Risikomanagement

Drei Prinzipien zur Vorbereitung Ihrer Supply Chain auf die heutigen weitreichenden Disruptionen

Globalisierung, Dezentralisierung, Outsourcing und Just-in-Time haben Unternehmen jahrzehntelang dazu veranlasst, die Kosteneffizienz ihrer Supply Chains zu optimieren. Infolgedessen sind Supply Chains instabiler geworden, da die gestiegene Anzahl an Fabriken, Lagern und Transportwegen das Risiko von Störungen in den stark verknüpften Netzwerken erhöht hat. In solchen Netzwerken kann sich selbst ein lokaler Ausfall negativ auf Unternehmen auf globaler Ebene auswirken.

In Krisenzeiten stoßen die heutigen stark globalisierten und vernetzten Unternehmen an ihre Grenzen, insbesondere in ihren Supply Chains.

Widerstandsfähige Supply Chains schaffen

In Unternehmen bewirken diese Herausforderungen ein Umdenken, das die Widerstandsfähigkeit als Gegenstück zu Effizienz und schlanken Prinzipien im Supply Chain Management zum Ziel hat. Supply-Chain-Führungskräfte sollten sich überlegen, wie sie die Widerstandsfähigkeit der Supply Chain bewerten und erhöhen können.

Die derzeitigen Methoden konzentrieren sich auf die Bewältigung von Risiken mit hoher Wahrscheinlichkeit und geringen Auswirkungen, und verlassen sich häufig auf IT-Tools, um Warnungen für operative Risiken zu erhalten. Obwohl die operative Geschäftskontinuität eine wichtige Komponente widerstandsfähiger Supply Chains ist, ist es Unternehmen nicht immer möglich, auf jede Warnung zu reagieren – aufgrund begrenzter Kapazitäten und anderer Prioritäten.

Darüber hinaus reichen operative Maßnahmen allein nicht aus, um die Auswirkungen bisher unbekannter großflächiger Ereignisse mit noch nie dagewesenen Folgen zu bewältigen. Dennoch treten solche Ereignisse, wie die Covid-19-Pandemie oder globale Konflikte, mittlerweile immer häufiger auf.

Die Rolle des Risikomanagements für die Supply-Chain-Resilienz

Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Supply Chain in einer Organisation erfordert eine Neuausrichtung. Anstatt Risikomanagement als „Brandbekämpfung“ zu sehen, die sich auf einzelne Störungen konzentriert, müssen Unternehmen einen proaktiveren und ganzheitlicheren Ansatz wählen, um die operative Geschäftskontinuität zu gewährleisten. Die bestehende strategische Ausrichtung der Supply Chain sollte der Ausgangspunkt für die Identifizierung potenzieller Risiken sein – anstatt bei möglichen Störungen anzusetzen und deren Auswirkungen auf die Supply Chain zu ermitteln.

Was sollte ein Unternehmen tun, um ein resilienzorientiertes Supply-Chain-Risikomanagement zu etablieren?

Praktische Einschränkungen der gängigen Ansätze:

  • Keine Differenzierung in Bezug auf das Ausmaß der Auswirkungen von Risiken
  • Reaktives statt präventives Supply-Chain-Risikomanagement
  • Überfordernde Anzahl von Warnmeldungen für eine unbegrenzte Anzahl operativer Risiken
  • Fehlen von Follow-up-Prozessen für das Risikomanagement
  • Bestehende Software zur Unterstützung strategischer Entscheidungen ist kostspielig, ohne ausreichende Vorteile zu bieten
  • Keine klaren Leitlinien zur Messung der strategischen Widerstandsfähigkeit

Anforderungen an einen resilienzorientierten Ansatz aus der Supply-Chain-Risikomanagement-Theorie:

  • Hohe praktische Anwendbarkeit
  • Angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis
  • Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Supply Chain
  • Analyse auf Basis der besten verfügbaren Daten
  • Skalierbarkeit der Analyse
  • Ganzheitliche Betrachtung und Transparenz innerhalb der Supply Chain

Als Ausgangspunkt sollten Supply-Chain-Führungskräfte fundierte Kenntnisse über die Schwachstellen in ihrem Netzwerk gewinnen, z. B. über Produktionsstandorte, Zulieferer oder Transportwege, anstatt eine Liste mit detaillierten Risiken zu erstellen, die jederzeit jeden Teil der Supply Chain betreffen könnten. Die Auflistung von Risiken ist nicht effizient, da sie auf der zufälligen Identifizierung relevanter Risikoereignisse beruht, die das Netzwerk kritisch beeinflussen könnten. Die Risikodefinition wird hingegen deutlich zielgerichteter, wenn Supply Chain Teams ihr eigenes Netzwerk verstehen und von Netzwerkeffekten auf mögliche Ursachen schließen.

Resilienzorientiertes Risikomanagement in die Praxis umsetzen

Gemeinsam mit meinen Co-Autoren habe ich drei Prinzipien definiert, die diesen neu definierten Ansatz des Supply-Chain-Risikomanagements für die strategische Resilienzanalyse leiten sollen:

Zu den wichtigsten Resilienzbereichen (KRAs) für den zweiten Grundsatz gehören geografische Bedingungen, Versand- und Lagerstrategien, Lager- und Lieferzeiten, Konsolidierung von Dienstleistungen, Transportmerkmale und interne Materialflüsse.

Mit diesen Prinzipien können Unternehmen ein proaktives Supply-Chain-Risikomanagement einführen und sich auf die Widerstandsfähigkeit konzentrieren. Durch die genaue Betrachtung der aktuellen Supply Chain zur Ermittlung des Risikopotenzials kann ein maßgeschneiderter und viel effektiverer Ansatz verfolgt werden, als würden Risiken antizipiert und auf die Supply Chain projiziert werden.

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Dieser Artikel basiert auf der Studie „Impact-oriented risk management: guiding practitioners towards a resilient supply chain design“, die Ole Hansen, Manager bei 4flow research, Prof. Dr. Frank Schätter, Professor für Supply Chain Processes Management und Prof. Dr. Florian Haas, Professor für Einkauf- und Beschaffungsmanagement am 2. Januar 2024 im Journal Sustainable and Resilient Infrastructure veröffentlichten. Die Professoren Frank Schätter und Florian Haas betreuen den Studiengang Einkauf, Logistik und Supply Chain Management an der Fakultät für Wirtschaft der Hochschule Pforzheim.

Autor

Ole Hansen

Manager
4flow research

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