Blog | 27. Juni 2024

„Die Volumensicherung wird zum wichtigsten strategischen Ziel.“

Trends und Herausforderungen der Transportbranche

Ein Interview mit Carolin Dörfler, Transport Market Expert bei 4flow, und Marc Kolodzick, Manager Purchasing bei 4flow

In vielen Branchen sind die Auswirkungen wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen spürbar. Faktoren wie der Arbeitskräftemangel, eine abgeschwächte Konjunktur und politische Unsicherheiten betreffen auch Speditionsunternehmen. Was sind die wichtigsten Erwartungen und Herausforderungen innerhalb der Branche? Wie wirken sich diese auf die Transportpreise aus? Und mit welchen Maßnahmen sollten Supply-Chain-Führungskräfte darauf reagieren? Carolin Dörfler, Transport Market Expert bei 4flow, und Marc Kolodzick, Manager Purchasing bei 4flow, haben die Trends der Speditionsbranche in einer Umfrage mit mehr als 70 Teilnehmenden von Speditionen aus verschiedenen Kundenprojekten von 4flow untersucht. Im Interview teilen sie ihre Eindrücke, die wichtigsten Ergebnisse der Studie sowie ihre Empfehlungen an Supply-Chain-Entscheidende.

Was sind die wichtigsten Trends der Transportbranche?

Carolin Dörfler: Wir sehen, dass sich die gesamtwirtschaftlichen und politischen Entwicklungen auch auf Transportunternehmen auswirken. Durch die schwächere Konjunkturentwicklung sinkt die Transportnachfrage, was die Branche vor deutliche Herausforderungen stellt, so etwa Überkapazitäten, Preisdruck und daraus resultierende geringere Margen. Hinzu kommt die Unsicherheit durch politische Krisen, Grenzschließungen oder Streiks, die in der gesamten Supply Chain für Störungen sorgt.

Marc Kolodzick: Gleichzeitig ist die Transportbranche mit deutlichen Kostensteigerungen konfrontiert, die den Druck auf die Unternehmen weiter erhöhen. Wir beobachten also neben dem Abwärtstrend durch die geringe Nachfrage, einen starken Aufwärtsdruck durch steigende Kosten auf die Transportpreise.

Wie kommt es zu den steigenden Kosten?

Marc Kolodzick: Transportunternehmen müssen zunächst mit höheren Mautgebühren rechnen. Die CO2-basierte Maut wurde in einigen EU-Ländern bis Ende 2023 eingeführt – so beispielsweise in Deutschland und Österreich. Weitere Länder werden in den nächsten Jahren folgen. Für Speditionen bedeutet dies eine deutliche Kostenbelastung.

Carolin Dörfler: Wie in anderen Branchen auch, werden zudem höhere Arbeitskosten durch den Arbeitskräftemangel erwartet. Aufgrund der gesunkenen Transportnachfrage und des geringeren Transportvolumens hat sich die Lage rund um den Fahrermangel zwar etwas entspannt, doch er bleibt ein zentrales Thema.

Mit welcher Entwicklung der Transportpreise ist zu rechnen?

Marc Kolodzick: Die steigenden Kosten erhöhen den Druck auf Transportunternehmen, ihre Preise zu erhöhen. Aufgrund der schwachen Nachfrage nach Gütertransporten ist jedoch kurzfristig nur mit einer geringen Erhöhung zu rechnen. Über einen längeren Zeitraum von zwölf Monaten werden hingegen deutlichere Preissteigerungen erwartet.

Carolin Dörfler: Dennoch planen Transportunternehmen, ihre Kostensteigerung nicht in vollem Umfang auf ihre Kunden zu übertragen. Stattdessen setzen sie auf eine sichere und langfristige Zusammenarbeit.

Welche Strategien verfolgen Transportunternehmen, um diese langfristige Kooperation zu erzielen?

Carolin Dörfler: Den Speditionen geht es vor allem darum, ihre Auftragslage zu sichern. Die Volumensicherung wird zum wichtigsten strategischen Ziel. Daher spielt die Festlegung garantierter Transportvolumen bei Vertragsverhandlungen eine besondere Rolle. Denn die Sicherstellung ausreichender Transportaufträge ist essenziell, um die Fahrzeugflotte zuverlässig auszulasten und die Kosten auch in unsicheren wirtschaftlichen Lagen zu decken.

Marc Kolodzick: Darüber hinaus geht es um eine strategische Abstimmung mit allen Beteiligten und eine langfristige Preisstabilität. Auch in diesem Punkt zeigt sich der Fokus der Transportunternehmen, ihre Transportauflage zu sichern und die Kosten zu decken. Sie bevorzugen die Sicherheit gegenüber hohen Gewinnmargen.

Was sollten Supply-Chain-Führungskräfte tun, um auf diese Entwicklungen zu reagieren?

Carolin Dörfler: Die erwarteten Transportpreiserhöhungen und die angespannte wirtschaftliche Lage werden die Branche weiterhin vor Herausforderungen stellen. Dennoch kann das Wissen über die aktuelle Situation auf dem Transportmarkt einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen bieten. Supply-Chain-Führungskräfte sollten daher Transparenz über ihre eigenen Supply-Chain-Strukturen schaffen und die Marktentwicklungen im Blick behalten. Dies gilt unter anderem auch für technische und marktspezifische Entwicklungen wie beispielsweise den E-Truck oder den deutlichen Trend zu nachhaltigen Technologien. Supply-Chain-Entscheidende sollten sich aktiv mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen.

Marc Kolodzick: Dabei kann es sinnvoll sein, sich durch einen erfahrenen Partner oder Software-Lösungen externe Expertise in das eigene Unternehmen zu holen. So können eine ganzheitliche Supply-Chain-Transparenz und ein aktueller Marktüberblick hergestellt werden.

Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Entwicklungen der Speditionsbranche in Europa in unserer 4flow Carrier Survey 2024.

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Ein Interview mit

 

Carolin Dörfler

Transport Market Expert
4flow management

 

 

Marc Kolodzick

Manager Purchasing
4flow management